6. Tübinger Seminar:
Experimentelle Therapiestrategien zur Behandlung der Glomerulonephritis
Das 6. Tübinger Seminar fand am 6. Juli 1996 im Großen Hörsaal der Medizinischen Klinik und Poliklinik der Universität Tübingen statt. Wir danken
Hospal Nⁿrnberg
und der
Universität Tübingen
für die freundliche Unterstützung.
1. Einführung und Grundlagenreferate
Prof. Risler begrü▀te die Teilnehmer des 6. Tübinger Seminars und zog eine kurze Bilanz ⁿber die Arbeit der Deutschen Glomerulonephritistherapiestudiegruppe, deren Mitgliederzahl sich seit Beginn der Arbei vor 10 Jahren auf jetzt 9 Universitäten vergrö▀ert hat. Insgesamt konnte damit die Anzahl der eingebrachten Patienten auf ⁿber 1000 Patienten gesteigert werden, was erstmals eine umfassende Auswertung von Langzeitverläufen erlaubt.
Nach einer kurzen ErlΣuterung der Ausgangssituation der Studiengruppe vor gut 10 Jahren faßte Prof. Schollmeyer die bisher verfügbaren Ergebnisse der kontrollierten Studien zusammen. Die Immunsuppression bei Patienten mit fokal-segmentaler Glomerulonephritis/Glomerulosklerose mu▀ aufgrund der Ergebnisse neu überdacht werden. Lediglich die Therapie mit Cyclosporin A scheint bei diesen Patienten die Proteinurie ⁿber einen längeren Zeitraum günstig zu beeinflussen. Ein Rückfall ins nephrotoische Syndrom mu▀ nach Beendigung der Therapie erwartet werden. Während bei der membranoproliferativen Glomerulonephritis zwar ein vorⁿbergehender günstiger Effekt durch Therapie mit ASS und Dipyridamol zu erzielen ist, so scheint im Langzeitverlauf keine Verbesserung der Nierenfunktion zu erwarten zu sein. Weder Cyclosporin A/Prednisolon noch Chlorambucil/Methylprednisolon erbrachten bei der membranösen Glomerulonephritis gegenⁿber der rein symptomatischen Therapie einen Erfolg. Die Plasmapherese bei rapid-progredienter Glomerulonephritis Typ II und III hat keinen Vorteil gegenüber der alleinigen Immunsuppression mit Cyclophosphamid. Abschließend wies Prof. Schollmeyer auf die Schwierigkeiten hin, die eine so umfangreiche Studienarbeit mit sich bringt. In Zukunft ist ein derartiger Aufwand ohne solide Finanzierung durch öffentliche und Drittmittelgeldgeber nicht mehr denkbar.
Ausgehend von Beispielen der Cholesterinembolie und der Leichtkettenembolie zeigte Prof. Helmchen verschiedene neuere molekularpathologische Ansäze zur Verbesserung bzw. Ergänzung der herkömmlichen Licht-, Immun- und Elektronenmikroskopie auf. Ein Schwerpunkt der gegenwärtigen Forschung ist dabei der direkte Nachweis von Veränderungen der extrazellulΣren Matrix durch kombinierte Immunhistochemie und in-situ Hybridisierung. WΣhrend der direkte Zytokinnachweis am histologischen Schnitt für Lymphome inzwischen gut etabliert ist, läßt sich diese Technik bis heute nicht ohne weiteres auf die Niere übertragen.
Die hochgesteckten Erwartungen in die RadikalfΣnger, insbesondere in die Vitamine konnten in anderen Bereichen bislang nicht erfⁿllt werden. Da meistens nur einzelne Substanzen getestet wurden, jedoch jeder RadikalfΣnger nach Einfangen eines freien Radikals selbst zum Radikal wird, wΣre eine RadikalfΣngerkaskade zur schrittweisen Deaktivierung von Sauerstoffradikalen notwendig (Chanden 1994). Im nephrologischen Bereich existieren derzeit nur sehr wenige Untersuchungen, bei denen vorwiegend Vitamin E zum Einsatz kam. Hierbei scheint ein gⁿnstiger Effekt auf Proteinurie und Kreatinin-Clearance zu existieren (Trachtman 1994, Pedrazza-Chaverri 1995).
2. Tierexperimentelle Ansätze zur Therapie der Glomerulonephritis
[Bericht folgt]
P. Heering und G. Heise: Effekte des COX2-selektiven Inhibitors Flosulide auf die passive Heymann Nephritis der Ratte.
An den Vortrag von Prof. Stein anknüpfend, stellte Dr. Heering den Effekt des Cyclooxigenaseinhibitors Flosulide auf die passive Heymann-Nephritis der Ratte dar. So konnte nach 4 Wochen die Proteinurie gegenüber 103,5 +/- 18,1 (Vehicle) bzw. 109,3 +/- 14,1 mg/dl (ASS) auf 64 +/- 14,5 mg/dl (Flosulide) gesenkt werden.
M. Burg und J. Floege: Effekt von Heparinen auf den Verlauf mesangioproliferativer Glomerulonephritiden.
[Bericht folgt]
3. Experimentelle Therapiestrategien bei humaner Glomerulonephritis
Omega-3 unesätigte Fettsäuren (3-PUFA) bestehen im wesentlichen aus Eicosapentaensäre und Docosahexanensäre. In den letzten 12 Jahren wurden 5 klinische Studien veröffentlicht, wovon aber nur die erste (Hamazaki 1984) und die zuletzt veröffentlichte (Donadio 1994) einen Effekt der 3-PUFA nachweisen konnten. Daher mu▀ der Stellenwert dieser Substanzgruppe für die Therapie der Glomerulonephritis, insbesondere für die IgA-Nephropathie als unklar bewertet werden.
[Bericht folgt]
[Bericht folgt]
Drei unterschiedliche Therapiekonzepte stellte Prof. Keller aus Ulm vor. eine eigene retrospektive Untersuchung bei Patienten mit IgA-Nephropathie in Berlin zeigte, da▀ kein Unterschied zwischen Patienten mit Tonsillektomie (n=14) und ohne Tonsillektomie (n=38) im Hinblick auf Nierenfunktion und Proteinurie bestand. 6 Patienten wurden bislang durch die Ulmer Gruppe mit einer Hochdosisimmunglobulintherapie (Rostocker 1994) behandelt, ohne da▀ ein entsprechend günstiger Effekt auf die Nierenfunktion nachzuweisen gewesen wäre. Im güstigsten Fall kann von einer Stabilisierung der Nierenfunktion gesprochen werden. Prof. Keller wies auf mögliche schwere Nebenwirkungen der Therapie hin. Für eine Minderheit von Patienten mit großer Proteinurie und sich verschlechternder Nierenfunktion könnte eine Immunsuppression mit Cyclophosphamid und Prednisolon erwogen werden. Ob es sich aber bei diesen Patienten um eine reine IgA-Nephropathie handelt, ist dabei fraglich.
Dr. Krumme, Freiburg, stellte ein neues Therapiekonzept zur Behandlung der thrombotischen Mikroangiopathie vor. Zwölf Patienten wurden bisher mit kryoveramtem Plasma therapiert (10 Frauen, 2 Männer). Eine hämatologische Vollremission konnte in 10 Fällen erzielt werden. Zwei Patienten wurden dialysepflichtig, Frührezidive traten in 7 Patienten auf.
[Bericht folgt]
Dr. Bach, Dⁿsseldorf, stellte die europΣsche Vaskulititsstudie (ECSYSVASTRIAL
) vor.
[Bericht folgt]
Die allzeit hilfsbereiten, guten Geister im Hintergrund waren:
Herr DiNicuolo,
Frau Dr. Berger,
Herr Guagnin,
Frau Gutenberger,
Herr Dr. Heyne,
Frau Rosenfeld
und
Herr Steiger.
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